Warum braucht es eine Frauenpredigtreihe?
Geh aber zu meinen Brüdern und Schwestern und sag ihnen: Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging hin und verkündete den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte. In diesen Versen 17 und 18 im 20. Kapitel des Johannesevangeliums sendet Jesus Christus eine Frau, die nach damaliger Rechtsauffassung überhaupt nicht zum Zeugnisgeben berechtigt war, um die Osterbotschaft in die Welt zu tragen. Maria von Magdala wurde deshalb in der Ehrentitel Apostelin der Apostel verliehen.
Obwohl in der Katholischen Kirche Ämter und Strukturen an die apostolische Zeit rückgebunden sind, hat sie aus dem Umgang Jesu mit den Frauen und dem Auftrag an sie keine bleibenden Konsequenzen gezogen. Schon in der frühen Zeit des Christentums tat sich die Kirche schwer mit der Gleichberechtigung aller Menschen in der Botschaft Jesu vom Reich Gottes. Zwar nennt der Apostel Paulus in seinen Briefen Frauen und Männer als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Apostel und Apostelin, Diakon und Diakonin, sind sie doch eins in Christus. Frauen und Männer leiten Hausgemeinden und reden prophetisch, aber die Namen der Frauen und ihre Geschichten sind im Gegensatz zu denen der männlichen Jünger weitgehend in Vergessenheit geraten.
Bis heute hat sich daran wenig geändert. Frauen sind in der Katholischen Kirche von den Ämtern und damit auch in der Verkündigung ausgeschlossen mit der Folge, dass die weibliche Sicht und Lebenserfahrung in der Auslegung der Heiligen Schrift eben einfach fehlt.
Und genau dies ist der Grund, dass es diese Predigtreihe „Predigt aus Frauensicht“ geben wird. Verschiedene Predigerinnen haben wir eingeladen und diese werden im Münster St. Paul jeweils den Predigtteil übernehmen. Fortgesetzt wird die Reihe dann im September und Oktober mit 3 weiteren Terminen. Wir laden herzlich ein den Blick zu weiten und das Evangelium aus dem Blickwinkel von Frauen für Alle zu betrachten.
Am Sonntag, den 22. Juni setzten wir unsere vom Kirchengemeinderat initiierte Frauenpredigtreihe mit einer weiteren Predigerin fort. Pastoralreferentin Sabine Mader ist Referentin im Bischöflichen Ordinariat, unter anderem ist sie zuständig für Klinik- Gefängnis- und Hospizseelsorge. Den Glauben ins Leben bringen? – das ist dem Schülersprecher Ennio Resnik am Bundesoberstufenrealgymnasium Dreierschützengasse in Graz in seiner Video-Botschaft nach dem schrecklichen Amoklauf in beeindruckender Weise gelungen, so Sabine Mader: „Weil wir lieben können, weil wir stark sind, weil wir nicht allein sind, weil wir zusammenhalten konnte der Hass nicht siegen, der Attentäter hat verloren“ – berührende Worte des Trostes und der Stärke von einem jungen Menschen in einer extremen Situation. In ihrer vierzehnjährigen Tätigkeit als Klinikseelsorgerin wurde Sabine Mader oftmals vor die Frage gestellt, was in schwierigen Lebenssituationen wirklich trägt: es sind nicht in erster Linie kluge Worte, sondern es gilt, für die Menschen da zu sein und ihnen zuzuhören. Und wie kann die Botschaft Jesu für viele Menschen heilsam sein, welche Rolle spielt dabei die Kirche? Kirche muss dorthin gehen, wo Menschen in Not sind, sie muss ihnen die Erfahrung schenken, wertvoll zu sein, sie sollte ihre eigentlichen Aufgaben wieder mehr in den Blick nehmen und ihr Handeln am Bedarf der Menschen ausrichten. Wichtige und zukunftsweisende Schritte wurden in den vergangenen Jahren in der pastoralen Entwicklung in Esslingen bereits gegangen, so Sabine Mader.
Ein großes Dankeschön an Sabine Mader für eine inspirierende Predigt.